Themen: Achtsamkeit | Depression | Missbrauch | Psychologie | Selbstermächtigung | Selbstwert stärken | Selbstzweifel
Verfasser: Anna König
Gaslighting ist eine Form psychischer Gewalt und emotionalem Missbrauch.
Der Begriff stammt aus einem alten Theaterstück namens „Gas Light“, in dem ein Ehemann seine Frau manipuliert, um sie für verrückt zu halten. Heute wird der Begriff verwendet, um eine bestimmte Art der psychischen Kontrolle zu beschreiben. Es ist eine paranoide Persönlichkeitsstörung. Es handelt es sich um eine psychosomatische Erkrankung
Was bedeutet Gaslighting?
Täusche ich mich ständig in meine Erinnerung? Habe ich das wirklich gesagt? Bin ich vielleicht verrückt? Funktioniert mein Kopf noch richtig?
Solche Gedanken beginnen sich bei Betroffenen von Gaslighting mit der Zeit zu häufen. Der Grund dafür liegt jedoch nicht in ihrer geistigen Gesundheit, sondern in gezielter Manipulation durch eine andere Person-dem sogenannten Gaslighter oder die Gaslighterin.
Warum ist Gaslighting gefährlich?
Gaslighting kann das Selbstwertgefühl stark beeinträchtigen. Es kann zu Angststörung, Depression, Suizidgedanken, Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) und einem Verlust des Selbstvertrauens führen.
Wie funktioniert Gaslighting?
Gaslighting wird oft von Menschen eingesetzt, die wenig Mitgefühl haben und sich für wichtiger halten als andere-zum Beispiel Narzissten oder Soziopathen. Ihr Ziel ist es, das Denken und Verhalten Ihres Gegenübers zu kontrollieren. Dazu bringen Sie die andere Person mit Lügen, Verdrehungen und falschen Behauptungen durcheinander, bis diese sich selbst nicht mehr traut.
Am häufigsten passiert Gaslighting in Liebesbeziehungen. Aber auch in der Familie, in der Schule, im Job oder sogar in der Politik kann es vorkommen- zum Beispiel, wenn gezielt falsche Informationen verbreitet werden, um Menschen zu verunsichern oder zu unterdrücken.
Manchmal nutzen Täter dabei auch alte Rollenbilder aus, etwa das Klischee, dass Frauen „überempfindlich“ oder „hysterisch“ seien.
Wichtig ist: Gaslighting kann jeden treffen unabhängig vom Geschlecht. Sowohl Männer als auch Frauen können Täter oder Opfer sein.
Wie fängt Gaslighting an?
Viele Betroffene merken erst nach langer Zeit, dass sie von jemandem ihrem Umfeld manipuliert wurden.
Oft beginnt Gaslighting ganz unauffällig-mit kleinen Vorwürfen oder Bemerkungen, die harmlos wirken.
Zum Beispiel: „Er möchte nur nicht, dass ich zur Weihnachtsfeier gehe, weil er Angst hat, dass jemand mit mir flirtet.“
Solche Aussagen werden anfangs oft als Zeichen von Sorge oder Eifersucht gesehen.
Die Psychoanalytikerin Dr. Robin Stern beschreibt drei typische Phasen, die viele Betroffene durchlaufen:
- Zweifel: Die ersten Aussagen des Gasligthners klingen so übertrieben oder falsch, dass man sie nicht ernst nimmt und bei seiner Meinung bleibt.
- Verteidigung: Später beginnt man, sich ständig zu rechtfertigen oder zu erklären, in der Hoffnung, den anderen zu beruhigen.
- Verunsicherung: Irgendwann glaubt man selbst nicht mehr an das eigene Gefühl oder die eigene Sicht Punkt man versucht es dem Gaslighter recht zu machen, fühlt sich schwach, unfähig oder sogar verrückt.
Wichtig!
Ein einzelnes auffälliges Verhalten bedeutet nicht unbedingt, dass Gaslighting vorliegt. Viele Menschen zeigen manipulative Verhaltensweisen gegenüber anderen, zum Beispiel als Schutzmechanismus, wenn sie selbst einen Fehler gemacht haben.
Wenn Sie jedoch den Eindruck haben, dass dieses Verhalten Ihnen gegenüber wiederholt auftritt, ist es ratsam, aufmerksam zu werden und die Situation genauer zu beobachten.
Wie erkennt man Gaslighting?
Es gibt bestimmte Verhaltensweisen die typisch für Gaslighting sind. Sie zeigen, dass jemand versucht eine andere Person zu verunsichern oder zu kontrollieren:
- Gefühle abwerten: zum Beispiel mit Sätzen wie,“ du übertreibst total“ oder „du verstehst alles falsch“.
- Lügen und abstreiten: „Das habe ich nie gesagt oder warum denkst du dir sowas aus?
- Ereignisse leugnen: „Das ist nie passiert. Du bildest dir das ein.“
- Vorgebliche Sorge: „Geht es dir gut?“ du wirkst in letzter Zeit so durcheinander.“
- Herabsetzen: “Du kannst das nicht. Du schaffst sowieso nichts ohne mich.“
- Kontakt zu anderen schlecht machen: „Deine Freunde tun dir nicht gut. Die nutzen dich nur aus.“ (nicht faktisch belegt)
- Schuldumkehr: Täter stellt sich als Opfer dar und beschuldigt das eigentliche Opfer.
- Love Bombing: Übermäßige Zuneigung und Komplimente zu Beginn einer Beziehung, um emotionale Abhängigkeit zu erzeugen.
- Silent Treatment: Schweigen als Bestrafung, um Kontrolle und Macht auszuüben.
- Triangulation: Eine dritte Person wird mit einbezogen, um Eifersucht oder Unsicherheit zu schüren.
- Emotionale Erpressung: Es wird Druck durch Schuldgefühle erzeugt, Drohungen ausgesprochen oder der Täter begibt sich in eine Opferrolle.
- Reframing: Eine Situation wird gezielt umgedeutet, um Manipulator besser dastehen zu lassen.
- Double Bind: Es werden widersprüchliche Botschaften erzeugt, damit beim Gegenüber Verwirrung entsteht und eine Handlungsunfähigkeit entsteht.
- foot-in-the-door: Der Täter tritt zuerst mit einer kleinen bitte an das Opfer heran um dann im Anschluss eine große Bitte/Gefallen einzufordern, damit versucht er seine Erfolgschancen zu erhöhen
- door-in-the-face: Der Täter lehnt größere Bitten ab und akzeptiert kleinere Forderungen
- Gaslighting durch Überinformation – Verwirrung durch Informationsflut, sodass das Opfer die Kontrolle abgibt.
Manchmal werden auch Dinge manipuliert- zum Beispiel steht das Auto plötzlich an einem anderen Ort oder persönliche Gegenstände verschwinden. All das soll das Opfer verwirren und an sich selbst zweifeln lassen.
Wie kann man sich gegen Gaslighting wehren?
Wenn Sie das Gefühl haben, diese Formen der Manipulation zu erkennen, ist das bereits ein wichtiger Schritt.
Diese Strategien helfen bei Verdacht auf Gaslighting:
- Vertrauen Sie auf Ihr Gefühl, Ihre eigene Wahrnehmung und Erinnerung.
- Führen Sie Tagebuch, machen Sie Fotos und sprechen Sie mit Freunden und Freundinnen über Ereignisse, um im Zweifelsfall sichergehen zu können.
- Wenn möglich, geben Sie dem Gaslighter oder der Gaslighter möglichst frühzeitig ein Stoppsignal: „Ich weiß, dass ich Recht habe.“
- Gehen Sie auf Abstand – auch wenn das eine Trennung bedeutet.