Themen: Beziehungsprobleme | Kommunikation | Paarberatung | Partnerschaft
Verfasser: Sarah Okpuzor
Geld ist ein Beziehungsthema. Auch wenn wir oft so tun, als sei es das nicht.
Es geht nicht „nur“ um Zahlen, Konten und wer die Miete zahlt. Es geht um Wertschätzung, um Verantwortung, um Unabhängigkeit – und um das Gefühl, auf Augenhöhe zu sein.
Und genau hier liegt der Haken: Viele Paare erleben ein unterschwelliges Ungleichgewicht. Einer verdient mehr, einer bleibt (teilweise) zu Hause. Einer zahlt die Rechnungen, einer das Essen. Einer fühlt sich in der Pflicht – der andere schlecht, weil er/sie „nichts beisteuert“.
Vielleicht kommt dir das bekannt vor?
„Ich will mich nicht abhängig fühlen, aber ich verdiene einfach viel weniger.“ „Ich arbeite Vollzeit – und trotzdem bleibt am Monatsende kaum was übrig, weil alles in die Familienkasse geht.“ „Ich bekomme ständig ein schlechtes Gewissen, wenn ich mir was gönne, obwohl ich gerade nicht arbeite.“
Diese Gefühle sind real. Und sie dürfen da sein. Aber: Sie müssen kein Dauerzustand sein.
Warum das Thema Geld in Beziehungen so emotional ist
Weil Geld eng mit unserer Biografie verknüpft ist. Vielleicht hast du gelernt, dass man für Geld etwas leisten muss. Oder dass nur der etwas wert ist, der auch etwas verdient. Vielleicht kennst du Sätze wie: „Ich bring das Geld heim.“ – „Du kümmerst dich ja nur um die Kinder.“
Viele dieser alten Glaubenssätze wirken unbewusst in unseren Beziehungen weiter – und schaffen Druck, Scham oder Schuld. Dabei geht es in einer gesunden Partnerschaft nicht darum, wer mehr verdient, sondern wie ihr als Team mit euren Ressourcen umgeht.
Die Lösung: Gemeinsam auf Augenhöhe – mit dem 3-Konten-Modell
Ein bewährtes Modell aus der Paarberatung ist das sogenannte Drei-Konten-Modell. Es hilft dabei, Verantwortung zu teilen, Unabhängigkeit zu stärken – und emotionale Gleichberechtigung herzustellen.
Konto 1: Dein eigenes Konto
Für alle Ausgaben, die nur dich betreffen: Kleidung, Hobbys, Selbstfürsorge, kleine Extras. Du darfst Geld ausgeben, ohne es rechtfertigen zu müssen.
Konto 2:Konto deines Partners/deiner Partnerin
Auch hier: eigene Ausgaben, eigene Verantwortung
Konto 3: Gemeinsames Haushaltskonto
Von diesem Konto gehen alle gemeinsamen Kosten ab: Miete, Lebensmittel, Kita, Urlaube, Versicherungen, Familienanschaffungen etc.
Jetzt denkst du vielleicht: „Ja, aber was, wenn wir ganz unterschiedlich verdienen? Dann zahlt ja der eine immer mehr!“ Ganz genau – deshalb ist die faire Aufteilung entscheidend.
Beispiel: Faire Aufteilung trotz unterschiedlichem Einkommen
Stell dir vor: Du verdienst 2.000 € netto. Dein Partner/deine Partnerin verdient 3.000 € netto. Eure gemeinsamen Ausgaben betragen monatlich 2.000 €.
Ihr macht es so:
Gesamt-Nettoeinkommen: 5.000 €
Anteil Person A: 40 % (2.000 € von 5.000 €)
Anteil Person B: 60 % (3.000 € von 5.000 €)
Die gemeinsamen Ausgaben von 2.000 € werden also im gleichen Verhältnis aufgeteilt:
Du zahlst 40 % davon → 800 €
Dein Partner zahlt 60 % davon → 1.200 €
So tragt ihr beide euren gerechten Anteil – nicht in absoluten Zahlen, sondern im Verhältnis zu eurem Einkommen. Und beide behalten genügend eigenes Geld zur freien Verfügung.
Was das Modell bewirkt
Mehr Unabhängigkeit
Mehr Klarheit & weniger Missverständnisse
Mehr Fairness – auch emotional
Weniger Schuldgefühle & unterschwellige Konflikte
Denn es geht hier nicht nur um „Geld“. Es geht um Selbstwert. Um Verantwortung.Und um die Frage: Wie gestalten wir unser Miteinander, sodass es sich gut anfühlt – für beide?
Mein Impuls für dich:
Redet darüber. Auch wenn’s unangenehm ist. Sprecht eure Ängste, Wünsche und auch Wunden offen an. Finanzen sind Beziehungsthema – und dürfen das auch sein. Und wenn du spürst, dass euch das Thema immer wieder belastet, darfst du dir Unterstützung holen. Du musst das nicht alleine klären. Ihr müsst nicht gegeneinander kämpfen.
Denn Beziehung bedeutet: gemeinsam hinschauen. Nicht gegenseitig aufrechnen.
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