Themen: Integrative Therapie, Lebenskrise, Sozialpsychologie, Therapie
Eine Bearbeitung von Udo Freiherr de Rath.
Die Theorie der Psychotherapie ruht im Wesentlichen auf zwei Säulen: einer wissenschaftlichen Aussage über die Wirksamkeit der zwischenmenschlichen Hilfeleistung und die Grundannahmen über die Natur des Menschen.
Damit eine psychologisch relevante Veränderung des Selbstkonzepts einer Person stattfinden kann, müssen vom Therapeuten die drei Grundhaltungen in der Beziehung zum Klienten gelebt werden:
Bedingungslose positive Wertschätzung gegenüber der Person des Ratsuchenden mit ihren Schwierigkeiten und Eigenheiten. Das Bedürfnis nach bedingungsloser positiver Wertschätzung gehört auch zu den personenzentrierten Grundannahmen über die Natur des Menschen. Die bedingungslose positive Wertschätzung gegenüber dem Klienten kann verschiedene konkrete Interaktionsformen annehmen. So gehört das vorbehaltslose Annehmen des vom Klienten Ausgedrückten dazu, das Ermutigen der ratsuchenden oder leidenden Person ist ebenso eine Grundform des bedingungslosen Wertschätzens wie das Ausdrücken von Solidarität mit dem Klienten (J. Finke, 2004).
Empathie: Einfühlsames Verstehen der Weltsicht und der Probleme des Klienten, und die Fähigkeit, diese Empathie dem Klienten mitzuteilen. Grundformen der Empathie sind beispielsweise die Wiederholung des Mitgeteilten, die Empathie als Konkretisierung des Gesagten, die Empathie mit Bezug auf das Selbstkonzept des Klienten sowie die Empathie mit Bezug auf das organismische (haltungsprägende) Erleben des Klienten (J. Finke, 2004).
Kongruenz in seiner Echtheit und Wahrhaftigkeit gegenüber dem Klienten. Offenes Wahrnehmen des eigenen Erlebens als Therapeut oder Berater, der mit dem Klienten in Beziehung steht. Dieses Offen-Sein schließt auch Echtheit in dem Sinn ein, dass Psychotherapeuten und Berater nicht nur als Fachpersonen in Erscheinung treten, sondern auch und besonders als Mensch mit ähnlichen Erfahrungen zu erkennen geben.
Die Wirkung von personenzentrierter Psychotherapie und Beratung wurzelt in erster Linie in der Umsetzung dieser drei Grundhaltungen. Sie prägt die Beziehung zum Klienten, der sich dank dessen seiner eigenen Person zunehmend wertschätzend, empathisch und kongruent zuwenden kann und so ein stagniertes Persönlichkeitswachstum wieder in Gang bringt. Die jeweils konkrete personenzentrierte Interaktion, welche von diesen Grundhaltungen geprägt ist, hat stets zum Ziel, die Inkongruenz der ratsuchenden Person zu reduzieren. Die konkrete Umsetzung dieser Haltungen ist jedes Mal und mit jedem einzelnen Gespräch auf den Klienten abzustimmen und ergibt zwangsläufig einen je eigenen, personenzentrierten Prozess. Die Wirkung liegt nicht im theoretischen und diagnostischen Experten-Wissen über Klienten oder in der Anwendung therapeutischer Techniken, sondern in der unvoreingenommenen Zuwendung als Zuhörer und eventueller Ratgeber.
Zusätzlich zu diesen Grundhaltungen stellte Rogers drei weitere Bedingungen für eine erfolgreiche Klienten-Therapeuten-Beziehung auf:
Wenn alle sechs Bedingungen erfüllt sind, ist Veränderung möglich.
Die gesamten sechs Bedingungen können als einer von mehreren Beiträgen von Rogers gelesen werden, die Psychotherapie wissenschaftlich zu definieren und auch variablenpsychologisch erforschbar zu machen. Zahllose empirisch-wissenschaftliche Studien seit den Anfängen der klientenzentrierten Psychotherapie belegen im Übrigen die Richtigkeit seines theoretischen Psychotherapiemodells.
Insbesondere diese Methoden und Konzepte wurden auch auf angrenzende Anwendungsgebiete wie Gruppentherapie, Kinder- (als Spieltherapie), Paartherapie und Familientherapie sowie in diverse psychosoziale und pädagogische Praxisfelder übertragen.
07/2022
Die Theorie der Psychotherapie ruht im Wesentlichen auf zwei Säulen: einer wissenschaftlichen Aussage über die Wirksamkeit der zwischenmenschlichen Hilfeleistung und die Grundannahmen über die Natur des Menschen.
Damit eine psychologisch relevante Veränderung des Selbstkonzepts einer Person stattfinden kann, müssen vom Therapeuten die drei Grundhaltungen in der Beziehung zum Klienten gelebt werden:
Bedingungslose positive Wertschätzung gegenüber der Person des Ratsuchenden mit ihren Schwierigkeiten und Eigenheiten. Das Bedürfnis nach bedingungsloser positiver Wertschätzung gehört auch zu den personenzentrierten Grundannahmen über die Natur des Menschen. Die bedingungslose positive Wertschätzung gegenüber dem Klienten kann verschiedene konkrete Interaktionsformen annehmen. So gehört das vorbehaltslose Annehmen des vom Klienten Ausgedrückten dazu, das Ermutigen der ratsuchenden oder leidenden Person ist ebenso eine Grundform des bedingungslosen Wertschätzens wie das Ausdrücken von Solidarität mit dem Klienten (J. Finke, 2004).
Empathie: Einfühlsames Verstehen der Weltsicht und der Probleme des Klienten, und die Fähigkeit, diese Empathie dem Klienten mitzuteilen. Grundformen der Empathie sind beispielsweise die Wiederholung des Mitgeteilten, die Empathie als Konkretisierung des Gesagten, die Empathie mit Bezug auf das Selbstkonzept des Klienten sowie die Empathie mit Bezug auf das organismische (haltungsprägende) Erleben des Klienten (J. Finke, 2004).
Kongruenz in seiner Echtheit und Wahrhaftigkeit gegenüber dem Klienten. Offenes Wahrnehmen des eigenen Erlebens als Therapeut oder Berater, der mit dem Klienten in Beziehung steht. Dieses Offen-Sein schließt auch Echtheit in dem Sinn ein, dass Psychotherapeuten und Berater nicht nur als Fachpersonen in Erscheinung treten, sondern auch und besonders als Mensch mit ähnlichen Erfahrungen zu erkennen geben.
Die Wirkung von personenzentrierter Psychotherapie und Beratung wurzelt in erster Linie in der Umsetzung dieser drei Grundhaltungen. Sie prägt die Beziehung zum Klienten, der sich dank dessen seiner eigenen Person zunehmend wertschätzend, empathisch und kongruent zuwenden kann und so ein stagniertes Persönlichkeitswachstum wieder in Gang bringt. Die jeweils konkrete personenzentrierte Interaktion, welche von diesen Grundhaltungen geprägt ist, hat stets zum Ziel, die Inkongruenz der ratsuchenden Person zu reduzieren. Die konkrete Umsetzung dieser Haltungen ist jedes Mal und mit jedem einzelnen Gespräch auf den Klienten abzustimmen und ergibt zwangsläufig einen je eigenen, personenzentrierten Prozess. Die Wirkung liegt nicht im theoretischen und diagnostischen Experten-Wissen über Klienten oder in der Anwendung therapeutischer Techniken, sondern in der unvoreingenommenen Zuwendung als Zuhörer und eventueller Ratgeber.
Zusätzlich zu diesen Grundhaltungen stellte Rogers drei weitere Bedingungen für eine erfolgreiche Klienten-Therapeuten-Beziehung auf:
- Es besteht ein psychologischer Kontakt zwischen Klient und Therapeut.
- Eine der beiden Personen (der Klient) befindet sich in einem Zustand der Inkongruenz.
- Das therapeutische Angebot der Grundhaltungen (1–3) muss vom Klienten zumindest im Ansatz wahrgenommen werden können.
Wenn alle sechs Bedingungen erfüllt sind, ist Veränderung möglich.
Die gesamten sechs Bedingungen können als einer von mehreren Beiträgen von Rogers gelesen werden, die Psychotherapie wissenschaftlich zu definieren und auch variablenpsychologisch erforschbar zu machen. Zahllose empirisch-wissenschaftliche Studien seit den Anfängen der klientenzentrierten Psychotherapie belegen im Übrigen die Richtigkeit seines theoretischen Psychotherapiemodells.
Insbesondere diese Methoden und Konzepte wurden auch auf angrenzende Anwendungsgebiete wie Gruppentherapie, Kinder- (als Spieltherapie), Paartherapie und Familientherapie sowie in diverse psychosoziale und pädagogische Praxisfelder übertragen.
07/2022